Vom unglücklichen Anwalt zum gefeierten Kabarettisten: Das ist Max Uthoff

Vom unglücklichen Anwalt zum gefeierten Kabarettisten: Das ist Max Uthoff

Max Uthoff ist einer der Grossen der deutschen Kabarett-Szene. Der Polit-Satiriker aus der ZDF-Sendung «Die Anstalt» räumt einen Preis nach dem anderen ab. Dabei sah es bis vor Kurzem so aus, als ob er sein Berufsleben in der Anwaltskanzlei verbringen würde.

Max Uthoff fühlt sich, als hätte er zwei Gin Tonic intus. Schlaf hat der Kabarettist in den letzten Tagen nicht viel abbekommen. Am letzten Dienstag erschien die Satiresendung «Die Anstalt» im ZDF, die Uthoff jeweils gemeinsam mit seinem Kollegen Claus von Wagner moderiert. Am Montag war Hauptprobe mit einer Nachtschicht bis um 3 Uhr morgens. Und schon am Freitag geht es für den 51-Jährigen weiter: Soloauftritt in Mainz. «Daran muss ich vorher noch ein bisschen feilen», erzählt er.

Obwohl er «ein bisschen durch» ist, nimmt sich Uthoff Zeit für ein Gespräch am Telefon. Dass der Münchner den Schweizer Kabarettpreis gewinnt, ist wenig überraschend, hat er in Deutschland schon unzählige Kabarett- und Kleinkunstpreise abgeräumt. Uthoff liegt das Kabarett im Blut. Seine Eltern leiteten das Rationaltheater in München, Vater Reiner Uthoff schrieb Texte und trat als Kabarettist auf. Schon mit elf Jahren half Sohn Max an der Garderobe aus, später im Service und bei der Technik. Er sah Emil oder Matthias Beltz auf der Bühne und lernte früh, was gutes Kabarett ausmacht.

Unglücklich als Anwalt

Neben dem Theaterbetrieb gab es in der Familie Uthoff nicht mehr viel Raum für anderes. «Am Familientisch ging es immer nur ums Geschäft, das war als Kind nicht immer so prickelnd.» Mit 17 wurde Max Uthoff Teil des Ensembles und stand regelmässig auf der Bühne. Er wuchs in den Alltag als Bühnenkünstler hinein und lernte, dass die Show auch dann stattfindet, wenn es einem mal nicht danach ist. Die Disziplin, die er im Theater an den Tag legte, liess Uthoff derweil anderswo vermissen. «Den Schulbetrieb fand ich furchtbar, ich fehlte damals regelmässig.» Nach der Schule liess er sich dann auch Zeit mit dem Studium. Bis 23 trat er im Rationaltheater auf und schaute sich die Welt an.

Danach verlor er das Kabarett aus den Augen, zog für kurze Zeit nach Wien und fing mit 26 an, Jura zu studieren. Eine Entscheidung, an der Uthoff bis heute nagt. «Wäre ich damals in mich gegangen, hätte ich wohl nach spätestens drei Semestern wieder aufgehört.» Doch er hörte nicht auf und blieb schliesslich für mehr als sieben Jahre Student. 2005 jobbte er in einer Anwaltskanzlei, bis seine Frau eines Tages ein Machtwort sprach. «Sie sagte, wenn ich weiterhin mit Anzug und Krawatte aus dem Haus gehe und unglücklich bin, würde sie mich verlassen.»

Max Uthoffs letztes Soloprogramm “Gegendarstellung”. Quelle: Youtube

Den Anzug trägt Uthoff immer noch, meist schwarz mit Krawatte, mit 38 Jahren hat er die Kanzlei aber definitiv gegen Fernsehstudio und Theaterbühne eingetauscht. «Ich hatte immer das Gefühl, dass ich auch selbst Gags schreiben kann», erzählt er. «An einem Open-Stage-Anlass vor rund 14 Jahren probierte ich es aus, 12 Minuten Kabarett zum Thema Weihnachten – und es funktionierte.» Was Uthoff bis heute antreibt, sind sein Gerechtigkeitssinn und seine politische Überzeugung mit, wie er sagt, klar linker Ausrichtung. «Mein Vater hat mit diesbezüglich stark geprägt.» Auf der Bühne kann er Missstände anprangern und Widersprüche aufdecken.

«Die Geschichten sind da. Ich versuche, sie überraschend zu verpacken, dass sie auch unterhalten.» Auf der Bühne spricht Uthoff von Waffenexporten und Hartz 4, vom Diesel-Skandal und der Deutschen Bahn. Seine Programme sind sorgfältig recherchiert, schnell und dicht an Informationen. Uthoff sorgt im Publikum für Kopfschütteln genauso wie für Lacher.

Aareschwumm gehört dazu

Aus dieser Philosophie heraus will er auch nicht über Schweizer Innenpolitik sprechen, wenn er im Mai an den Kabarett-Tagen auftritt. «Davon habe ich nur wenig Ahnung und ich will auf keinen Fall in Klischees verfallen.» Max Uthoff mag sich mit der Schweizer Politik nicht im Detail auskennen, dafür kennt er den besten Badeort. Der Aareschwumm in Bern gehört für ihn zum perfekten Sommer, wenn er Verwandte seiner Frau in der Schweiz besucht. «Das ist für mich der schönste Badeplatz überhaupt». In Zukunft sieht sich Uthoff weiterhin auf der Bühne und in der «Anstalt». Sein Kabarett will er stetig weiterentwickeln, stehenbleiben ist für ihn keine Option.

Dieser Artikel ist in der Aargauer Zeitung vom 20. März 2019 erschienen. Bild: Michel Neumeister