Im Solothurner Gemeinderat geht es um die Frage, wie weit sich die Stadt in Sachen Stadtmarketing engagieren will und soll. Zwei Vorlagen stehen einander gegenüber.
Wie in vielen Stadtzentren gehören auch in Solothurn leerstehende Ladenflächen immer mehr zum Stadtbild. «Es braucht jetzt einfach Macher», sagt Daniel Wagmann. Mit der IG Innenstadt setzt er sich für schnelle Massnahmen ein.
Am 17. September muss nun der Solothurner Gemeinderat entscheiden, wie es mit dem städtischen Standort-Marketing weitergeht. Zwei Vorlagen stehen einander dabei gegenüber. Eine überparteiliche Motion beauftragte Anfang Jahr das Stadtpräsidium, die Schaffung einer Abteilung für Stadtmarketing und Kommunikation zu prüfen. Eine Stelle, die das Wohnorts- und Destinationsmarketing, Wirtschaftsförderung, Innenstadt-Marketing und Kommunikation stärken soll.
Rahmenbedingungen für das Gewerbe verbessern
In seiner Antwort sprach sich Stadtpräsident Kurt Fluri gegen die Motion aus. Aus Sicht der Verwaltung funktioniere das Stadtmarketing gut, heisst es. Man wolle weiterhin dort «Akzente setzen», wo Handlungsbedarf besteht. Was die Umsätze der Innenstadtgeschäfte und leerstehende Ladenflächen betrifft, verwies er auf ein Konzept, das auf Initiative der Stadt- und Gewerbevereinigung SGSo in Auftrag gegeben und zur Hälfte von der Stadt finanziert wurde. Das Konzept wurde von einer Arbeitsgruppe der SGSo mit Coaching der Firma Fuhrer & Hotz erarbeitet. Es zeigt auf, wo die Probleme sind und wie man die Innenstadt als Einkaufsort stärken könnte. Aus der Arbeitsgruppe formierte sich die Interessengemeinschaft Innenstadt, die aus den Untersuchungen Schlüsse zog und einen Massnahmenplan vorstellte, der neben der Vermarktung der Innenstadt und der Reduktion von Leerflächen unter anderem die Schaffung eines neuen Digitalkonzeptes beinhaltet.
Ziel der IG seien gute Rahmenbedingungen für das Gewerbe, so IG-Mitglied Daniel Wagmann, der selbst ein Geschäft in der Altstadt führt. «Wir wollen keinesfalls, dass die Stadt den Ladenbesitzern die Werbung bezahlt», versichert er. Die IG sieht vor, ein Gremium zu schaffen, das Stadtbehörden und Gewerbe mit Organisationen wie der SGSo und Pro Vorstadt, aber auch mit Immobilienbesitzern zusammenbringt. Dieses «City Management Board» soll zur Kommunikation dienen und gemeinsame Massnahmen entwickeln. Ziel ist gemäss Wagmann, dass sich die IG irgendwann zurückzieht und die Leitung an die SGSo übergeht.
Angebotsmix und einheitliche Kommunikation
Für die Umsetzung der Projekte stellte die IG einen Finanzierungsantrag von 420’000 Franken an die Stadt. Die Gemeinderatskommission GRK wies den Antrag zur Überarbeitung zurück, da den meisten Mitgliedern der Betrag für ein noch wenig konkretes Konzept zu hoch war. Die IG Innenstadt korrigierte den Kreditantrag auf 145’000 Franken. Damit wolle man die Organisation und die Lancierung erster Projekte finanzieren, so Wagmann. Für die Umsetzung soll ein Mandat an die regionale Standortförderung Espace Solothurn vergeben werden. Dieser Variante stimmte die GRK mehrheitlich zu und beschloss, den Antrag vor der Motion im Gemeinderat zu behandeln. Wird diese aber erheblich erklärt, soll der Kredit zurückgestellt werden, bis ein Konzept gemäss der Motion vorliegt.
Für Daniel Wagmann müssen die Probleme in der Innenstadt aber endlich angegangen werden: «Wir sind bereit und können sofort anfangen zu arbeiten.» Die IG erhoffe sich sichtbar weniger Leerstände, einen besseren Angebotsmix und gute Bedingungen für das Gewerbe. «Wir wünschen uns auch, dass die Zusammenarbeit unter den Beteiligten intensiver wird und Kommunikation und Auftreten nach aussen einheitlicher», so Wagmann.
Langfristige Planung nicht ausschliessen
Auch Franziska Roth, Erstunterzeichnerin der überparteilichen Motion, anerkennt die Dringlichkeit der Lage. «Ja, es muss schnell etwas gehen und zum Brand löschen eignet sich die Motion weniger», schreibt sie auf Anfrage dieser Zeitung. Das Vorgehen der IG könnte ihrer Meinung nach zu einer schnellen Verbesserung der Situation führen.
Die schnellen, operativen Massnahmen würden eine langfristige strategische Planung jedoch nicht ausschliessen. «Eine Stadt unserer Grösse sollte längst eine Sport- und Kulturfachstelle haben, bei welcher man ebenfalls den Tourismus und das Marketing für den Detailhandel und das Gewerbe unterbringen könnte», so Roth. Das Vorgehen, die beiden Anliegen direkt gegenüberzustellen, findet sie falsch. Ebenfalls bemängelt sie, dass die Massnahmen aus dem Konzept von Fuhrer und Hotz dem Gemeinderat nicht im Detail vorgestellt wurden. Parallel eine Arbeitsgruppe einzusetzen, wäre für sie der richtige Ansatz, für den sie sich auch im Gemeinderat einsetzen werde.
Dieser Text ist in der Solothurner Zeitung vom 8. September 2019 erschienen.