Ein Einblick in die neu eröffnete geschlossene Abteilung der Jugendanstalt Arxhof in Niederdorf BL.
Besonders heimelig wirkt sie noch nicht, die neue geschlossene Eintrittsabteilung im Massnahmenzentrum Arxhof. Die Wände sind kahl, die Möbel einfach. Da und dort steht ein einsamer, geschnitzter Tannenbaum und erinnert vage an die Weihnachtszeit.
Hier in Niederdorf sollen künftig bis zu acht Jugendliche zwischen 17 und 25 Jahren untergebracht werden, die in ihrem jungen Leben bereits straffällig geworden sind. Ein Rundgang durch ihre Räumlichkeiten gibt Einblick in eine Welt, die einem Gefängnis sehr ähnlich, aber doch keines ist. Die Fenster sind vergittert, die Aussenbereiche eingezäunt, die Zimmer klein und bescheiden eingerichtet.

Doch die geschlossene Eintrittsabteilung soll nur für eine kurze Zeit Heimat der jungen Straftäter sein. «Die jungen Menschen, die hierher kommen, befinden sich oft in einer Ausweglosigkeit, sie haben nichts zu verlieren», erklärt Arxhof-Direktor Peter Ulrich. Man wolle ihnen hier eine Perspektive bieten und ein selbstständiges Leben ermöglichen.
In der geschlossenen Eintrittsabteilung will man die Straffälligen in einer ersten Phase der Massnahme an einen geregelten Tagesablauf gewöhnen und eine Beziehung zu ihnen aufbauen. Innerhalb der Zäune und Gitter will man auch den ersten Reflex unterbinden, sofort wieder abzuhauen.
Dies scheint gerechtfertigt, wie ein Vorfall von letzter Woche zeigt. Drei Jugendliche sind aus der geschlossenen Abteilung ausgebrochen, erst einer wurde bisher wieder geschnappt. Dieses Ereignis trübe den Anlass, sagte Regierungsrätin Sabine Pegoraro in ihrer Eröffnungs-Ansprache.
Stärkere Massnahmen
Pegoraro, wie auch Sicherheitsdirektor Isaac Reber, versuchten, die Panne mit kleinen Scherzen zu überspielen. Peter Ulrich erklärte später im Gespräch mit der bz, man habe bereits die Fenster verstärkt und würde nun die Alarmanlage sowie die Aufsicht und Betreuung anpassen. «Sie werden wohl innerhalb von zwei Wochen wieder hier sein», meint er.

Die Regeln in der geschlossenen Abteilung sind streng. Um 21 Uhr werden die Eingewiesenen in ihre Zimmer eingeschlossen, ihre Fernseher sind mit Zeitschaltuhr ausgestattet und Handys sind komplett verboten. Das ist allerdings auch im offenen Vollzug der Fall. Die Tage der Jugendlichen sind strukturiert durch ein Beschäftigungsprogramm, in der Werkstatt oder im gegenüberliegenden Schulzimmer.
Einmal in der Woche kommt ein Vertreter aus einem der Ausbildungsbetriebe des Arxhof vorbei. So sollen die jungen Männer herausfinden, welcher der angebotenen Berufe für sie infrage kommt. Seit 1971 können junge Straftäter im Arxhof im offenen Vollzug eine Lehre absolvieren, anstatt ihre Tage im Gefängnis zu verbringen.
Angeboten werden unter anderem die Berufe Forstwart, Koch, Landschaftsgärtner oder Schreiner. Am offenen Konzept soll der geschlossene Bereich nichts ändern, betonten auch die Verantwortlichen an der gestrigen Eröffnung. Doch die einweisenden Behörden wünschten sich den geschlossenen Eintrittsbereich, wie Isaac Reber in seiner Ansprache erklärte. «So können wir die Position des Arxhof langfristig stärken.»
Digitalisierung ist ein Thema
Natürlich stecken auch gewisse wirtschaftliche Überlegungen dahinter, wie Direktor Ulrich bestätigt. «Wenn jemand flüchtet, bedeutet das einen grossen Aufwand und wir verlieren viel Zeit.» Ausserdem wolle man erfolgreiche Ausbildungs-Abschlüsse sicherstellen. Wenn man bereits zu Beginn der Massnahme abkläre, ob sich jemand für den offenen Vollzug eignet, könne man Abbrüche eher vermeiden.
Peter Ulrich, Arxhof-Direktor
«Wenn jemand flüchtet, bedeutet das einen grossen Aufwand und wir verlieren viel Zeit.»
Der Paradigmenwechsel im Arxhof unter Peter Ulrich sorgte in den vergangenen Jahren für einigen Aufruhr um (siehe Text unten). Heute sei man jedoch auf gutem Weg, sagt Ulrich. «Es war ein Umbruch, der zum Teil grosse Unzufriedenheit auslöste.» Heute seien jedoch nur noch Leute hier, die sich mit dem neuen Konzept identifizieren können.
Dennoch kämen noch einige Herausforderungen auf die Einrichtung zu. Die Methode der geschlossenen Eintrittsabteilung müsse weiter entwickelt werden, gleichzeitig sei die Digitalisierung ein Thema. In der Arbeitswelt komme man heute kaum noch ohne Internet aus, so Ulrich. Man müsse sich Gedanken machen, wie man diese Thematik angehen will.
Dieser Artikel ist in der Basellandschatlichen Zeitung vom 25. Januar 2019 erschienen. Bilder: Juri Junkov