Damit der Betrieb nach den Herbstferien weitergehen kann, werden zahlreiche Schulhäuser auf Vordermann gebracht. Wir haben das Putzteam an der Kantonsschule Solothurn besucht.
Die Anzeigetafeln in der Kanti Solothurn sind weiss und haben für einmal nichts zu verkünden. Die langen Gänge sind wie leergefegt, die vielen grauen Schliessfächer an den Wänden verwaist.
Irgendwo im Untergeschoss lärmt ein Staubsauger. Die Frau, die gerade im Erdgeschoss die Herrentoilette putzt, hört ihn nicht. Sie hat Kopfhörer in den Ohren, das Handy in der Schürzentasche. Italienisches Radio, Eros Ramazzotti, Andrea Bocelli, manchmal auch Radio 32. Manchmal, wenn niemand in der Nähe sei, singe sie mit. Acht Stunden am Tag alleine putzen wäre sonst etwas gar einsam, meint sie.
Alte Tische landen in der Mulde
Die rund 17 Leute, die in diesen Wochen das Schulhaus auf Vordermann bringen, schrubben, staubsaugen, entsorgen und montieren, sind über das ganze Areal verteilt. Abwart Jürg Moser ist hier der Chef. In den Ferien können er und seine Mitarbeiter so viel Lärm machen wie nötig, ohne jemanden zu stören. Er geht mit schnellen Schritten voran, stösst Türen auf, grüsst da und dort jemanden aus seinem Team. Er geht vorbei an der leeren Mensa. Zu essen gibt es in diesen Wochen hier nichts, nur die Snack- und Getränkeautomaten im Vorraum sind gut gefüllt. Moser geht vorbei an den Räumen für bildnerisches Gestalten, wo gerade eine grosse Reinigungsmaschine im Einsatz steht. Dies sei auch nötig, denn hier, wo gezeichnet und gemalt wird, seien die Flecken besonders hartnäckig.
Am Ende des Ganges liegt eine Turnhalle. Zwei junge Männer stehen auf einem Gerüst und saugen die Fensterrahmen ab. Was sie dort oben finden, landet unten auf dem Hallenboden: Staubige Tennis- und Badminton-Bälle, die beim Spielen im Turnunterricht irgendwo hängen oder liegen geblieben sind. Auch in der Halle läuft Musik, hinter den Staubsauger-Geräuschen spielt ein Song, der klingt wie «Imagine» von John Lennon.
Einblick in die Putz-Arbeiten mit Bildern von SZ-Fotograf Hanspeter Bärtschi.
Draussen, vor Gebäude J, steht eine grüne Mulde, aus der zahlreiche Tischplatten und Stuhlbeine herausragen. Was die Schule nicht verschenken konnte, wird entsorgt. Die alten Holztische mit schwarzem Rahmen haben ausgedient. Im Gebäude nebenan zeigt Jürg Moser, wie die neue Einrichtung aussieht. Einfache, weisse Tischplatten mit schwarzen Beinen, an die gerade noch Aufhängungen für die blauen Stühle angebracht werden. Das mache die Reinigung künftig um ein Vielfaches einfacher, so Moser. Er verlässt Gebäude J, während in irgendeinem der Schulzimmer ein Rap-Song läuft.
25 Jahre an der Kanti
Am Gebäude nebenan wird gerade die Aussenfassade gereinigt. Der grün-braune Belag, der sich auf die silbrig-graue Oberfläche gelegt hat, muss weg – mit Hochdruck. Moser will noch ein letztes Zimmer zeigen, es liegt im Haupttrakt, im ersten Stock. Es soll ein Musterzimmer werden, mit einem neuen, grossen Bildschirm, der bald montiert werden soll. Vielleicht die Zukunft des Unterrichts an der Kanti.
Währenddessen ist die Herrentoilette im Erdgeschoss fast fertig, die Italienerin hat noch immer ihre Kopfhörer im Ohr, die knallig orangen Handschuhe an. Seit 25 Jahren arbeite sie hier, jeden Tag, erzählt sie. Und nach all den Jahren mache sie ihre Arbeit immer noch gerne.
Dieser Artikel ist in der Solothurner Zeitung vom 12. Oktober 2019 erschienen. Bilder: Hanspeter Bärtschi.